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22.11.2021

Stadtführungen einmal anders: Wenn große Geschichte lebendig wird

Von Blaufärbern und Weißgerbern, von zünftigen Gesellen und bestens informierten Hofdamen: Mit einmaligen Erlebnis-Stadtführungen drehen Ostbayerns Zentren die Zeit zurück und machen Historie zum Erlebnis.

Regensburg - Mit einem Nachtwächter durch enge Altstadtgassen auf eine gruselig-spannende Runde zur Geisterstunde gehen, mit einer mittelalterlichen Hofdame die Geheimnisse längst vergangener Tage entdecken und mit einer wahrhaftigen Herzogin tief in die Vergangenheit eintauchen: Ostbayerns Städte überraschen ihre Gäste mit einer Vielzahl außergewöhnlicher Führungen, die alle eins gemeinsam haben: Sie lassen große Geschichte vor beeindruckender historischer Original-Kulisse lebendig werden.

Eine "ökologische Entdeckungsreise" durch Weiden
Einen spannenden Blick - im Sinne des Wortes - "unter die Oberfläche" bietet Weiden in der Oberpfalz: Dort können Besucher eine Entdeckungsreise unternehmen, die das Zusammenspiel von Natur und Mensch über die Jahrhunderte in den Fokus rückt: Auf dem stadtökologischen Lehrpfad, der auf einer Idee der lokalen Umweltgruppe Agenda 21 beruht und sich auch als geführte Radtour erkunden lässt, folgen Naturinteressierte den Spuren alter Baumriesen wie den mächtigen Eichen und den beeindruckenden Kopfweiden. Welche Tiere sind im Laufe eines Jahres zu Gast auf dem Turm der Michaelskirche? Warum ist das Grün an den Fassaden der historischen Stadtmauer so wichtig? Wie gelingt es, Weiden vor dem Hochwasser zu schützen und gleichzeitig auf Flora und Fauna zu achten? Wie sieht Natur- und Umweltschutz in einer modernen Großstadt heute aus? 

All diese Fragen beantwortet die Tour und stellt dabei immer wieder ökologische Aspekte heraus. Auf der Radrunde begegnen Teilnehmer auch den historischen Schätzen der Stadt wie den Häusern der Eisenbahnarbeiter aus dem 19. Jahrhundert oder den hervorragend erhaltenen Gebäudeensembles im Jugendstil. Mehr Informationen: weiden-tourismus.info 

Straubing: Süße Hommage an eine große Liebesgeschichte mit tragischem Ende 
Das niederbayerische Straubing - mit 7.000 Jahren Siedlungsgeschichte - ist eines der ostbayerischen Zentren, das mit seiner bis heute erlebbaren Vergangenheit fasziniert. Straubing war Herzogstadt, kurfürstliche Stadt und vor allem immer eng verbunden mit den jeweiligen bayerischen Herrschern seiner Zeit. Ins mittelalterliche Treiben eintauchen können Besucher heute bei der Führung "Von Betschwestern, Weißgerbern, Blaufärbern und zünftigen Gesellen": Eine Handwerkersfrau begibt sich in einem mittelalterlichen Gewand auf die Spuren der Färber und Gerber. Als "Belohnung" winkt am Schluss die Verkostung einer historischen Bierspezialität. 

Vielfältigste Themenführungen lassen Geschichte zum Erlebnis werden: In der Themenführung "Herzogtum Bayern-Straubing-Holland" erfahren Gäste, dass es im 14. und 15. Jahrhundert eine holländische Residenz mitten in Niederbayern gab und die Spuren bis heute sichtbar sind: Der Rittersaal im Herzogsschloss beispielsweise hat sein Vorbild in Den Haag.

An eines der bewegendsten Kapitel Straubings erinnern die Spaziergänge "Vom Lieben und Sterben der Bernauerin zu Straubing" oder auch "Die Bernauerin - historisch und kulinarisch": Der Bayerische Herzog Ernst I. ließ Agnes Bernauer, die Gemahlin seines Sohnes Albrecht III., im Jahr 1435 in der Donau ertränken, weil sie als nicht standesgemäß galt. Ein Straubinger Konditor kreierte zu Ehren Agnes Bernauers ein besonderes Meisterwerk der Patisseriekunst: die Agnes-Bernauer-Torte, eine Schichttorte aus mit Mocca-Buttercreme gefüllten Nuss-Baiser-Böden, die Teilnehmer der Führung am Ende der Runde verkosten. 

Daneben haben Besucher in Straubing die Wahl zwischen mehr aus einem Dutzend weiterer spannender Themenführungen, von historisch-kulturell wie "Dem Brauchtum auf der Spur", "Italienische Impulse in Straubing" oder dem "Geheimnis der Weihnacht" über kulinarisch-genussvoll wie "Vom Bier und den Gaststätten" bis hin zu modern-innovativen Angeboten wie der "Fairtrade-Führung", einer Kinderführung oder einem E-Bike-Ausflug in den Bayerischen Wald. Mehr Informationen: www.straubing.de/tourismus.

Deggendorf: Ein Streifzug durch die Stadt mit Herzogin Agnes 
Bereits seit dem Jahr 1266 eilt dem niederbayerischen Deggendorf der Ruf einer besonders einfallsreichen Stadt voraus. Damals, so erzählt es eine Sage, soll die Frau des Bürgermeisters die gesamte Stadt vor dem Überfall durch böhmische Soldaten gerettet haben: indem sie einem feindlichen Spion einen Knödel über die Stadtmauer entgegenwarf. Der sollte zwar eigentlich als Proviant aus letzten Vorratsresten für ihren Ehemann gedacht sein, aber die böhmischen Feinde sahen darin eine ganz andere Botschaft: Ein Ort, der nach Wochen der Belagerung noch über so viel Essen verfügt, dass dies sogar als Waffe eingesetzt werden kann, dem geht es so gut, dass der Versuch, die Belagerung noch weiter fortzuführen, somit zum Scheitern verurteilt war. 

Bis heute erzählen die Deggendorfer ihren Gästen diese Geschichte und schicken sie bei einer Führung gerne auf eine Reise in die Vergangenheit mit der "echten", heldenhaften Knödelwerferin. Deggendorf selbst trägt heute den stolzen Beinamen "Knödelstadt" und gehört zu den 100 besonders ausgezeichneten Genussorten Bayerns. Auch eine weitere spektakuläre Themenführung entführt Deggendorfs Besucherinnen und Besucher ins Mittelalter: in die Zeit der Stadtgründung vor mehr als 700 Jahren. Damals, genauer gesagt am 21. Januar 1316, verlieh Agnes von Glogau, Herzogin von Niederbayern und Witwe des niederbayerischen Herzog Otto III., Deggendorf das erste schriftlich überlieferte Stadtrecht. 

Die geführte Tour ist eine Schauspielführung, die die Geschichte von der Gründung 1250 bis zur Gegenwart erzählt. Im mittelalterlichen Kostüm präsentiert Herzogin Agnes die Stadt aus dem Blickwinkel einer Frau, die vor 700 Jahren lebte und liebte. Markante Gebäude im Kultur- und Altstadtviertel und die Besteigung des Rathausturmes begleiten Besucher auf dem Weg durch die Jahrhunderte und lassen Vergangenes erkennen, Vergessenes finden und Heutiges verstehen. Infos: www.deggendorf.travel
 
Mit dem Nachtwächter tief in die Geschichte Dingolfings eintauchen 
"Hört Ihr Leut …" so klang jahrhundertelang der Nachtwächter-Ruf durch die Gassen und Plätze der niederbayerischen Stadt Dingolfing, die 2001 den 750. Geburtstag des Stadtrechts feierte. Für ihre Gäste lässt die Stadt, die ihren modernen Aufstieg vor allem dem Automobil verdankt, die Nachtwächter wieder auferstehen: Wenn die Nacht ihren dunklen Mantel über Dingolfing legt und Ruhe in die geschäftigen Straßenzüge einkehrt, schlägt ihre Stunde. Entlang des Weges durch die beleuchtete Stadt entdecken Touristen beeindruckende Kirchenbauten wie die Stadtpfarrkirche St. Johannes oder die Schusterkapelle. Live-Musik macht diese Führung zu einem besonderen Erlebnis: Auf Wunsch begleitet die Städtische Musikschule den Spaziergang. 

Einen besonderen Ausflug in die mittelalterliche Historie verspricht die Tour "Auf den Spuren von Badern und Barbieren". Die Führung gibt spannende Einblicke in die sonst verschlossene Badstube und den Kühlbrunnen. Die Kirchgasse, einst Badergasse, war der Ort, an dem Bader und Barbiere sich bis ins 19. Jahrhundert in zwei öffentlichen Badestuben um die Körperpflege der Dingolfinger kümmerten und auch ihre Wunden versorgten. Der sonst verschlossene Kühlbrunnen wird für die Führung eigens geöffnet. 

Gäste können in Dingolfing auch eine beeindruckende "Entdeckungsreise in die Unterwelt" unternehmen: Mächtige Kellergewölbe sind steinerne Zeugen mittelalterlicher Baukunst. Die unterirdischen Bauten dienten als Eiskeller der Brauereien. Die Tour "Brunneng"schichten" erzählt Dingolfings Geschichte anhand von mehr als 19 Brunnen, die heute das Stadtbild prägen. Genuss-Liebhaber kommen in Dingolfing ebenfalls auf ihre Kosten: Eine "Schmankerl-Tour" verbindet kulturelle und kulinarische Höhepunkte. Teilnehmer tauchen dort tief ein in die Welten traditioneller Handwerksberufe wie Fischer, Brauer, Bäcker und Metzger. Und weil so viel "Kulinarik-Historie" hungrig macht, organisieren Dingolfings Touristiker im Anschluss auch gern ein passendes Menü, ob festlich-saisonal mit Spargel aus der Region oder zünftig-niederbayerisch mit einem Weißwurstfrühstück. Mehr Infos: www.dingolfing.de

Landshut: Wenn die Hofdame aus dem Nähkästchen plaudert
Landshut ist eine Stadt mit großer und stolzer Geschichte: als Residenz der Wittelsbacher Herzöge war sie einst Hauptstadt des alten Bayerns. Die "Reichen Herzöge" von Bayern-Landshut, Heinrich, Ludwig und Georg, haben Landshut in ganz Europa berühmt gemacht. Noch heute feiert die Stadt alle vier Jahre die "Landshuter Hochzeit" und erinnert an eine Adelshochzeit der Superlative: Ludwig der Reiche ließ 1475 seinen Sohn Georg mit der polnischen Königstochter Hedwig vermählen. Die Hochzeit gilt bis heute als das "prächtigste Fest" des 15. Jahrhunderts. Die "LaHo", wie die Einheimischen das Großereignis nennen, gilt heute mit rund 2.500 Laiendarstellern in historischen und originalgetreuen Kostümen als das bedeutendste historische Fest Europas. Die nächste Aufführung findet vom 30. Juni bis 23. Juli 2023 statt. 

Wem die Wartezeit bis dahin zu lang wird, der kann bereits jetzt bei einer Führung die Zeit zurückdrehen: "Eine Hofdame erzählt" heißt die Tour, die Gäste ins Jahr 1475 zurückversetzt. Im Originalkostüm erzählt die Hofdame Herzog Georgs von zahlreichen adeligen Gästen mit ihrem Gefolge, von Kaiser und Edeldamen, von noblem und "gemeinem" Volk, von Bürgern, Landsknechten und Fanfarenbläsern, von Paukern auf geflecktem Schimmel, dem Hofnarr, Rittern und Lanzenträgern. 

Dabei haben Teilnehmer auch die Chance, die Schauplätze von damals zu entdecken - wie die Basilika St. Martin, einst Ort der Hochzeitszeremonie und bis heute einer der bedeutendsten Sakralbauten Süddeutschlands mit dem höchsten Backsteinturm der Welt. Oder den Hofkasten am Landshuter Dreifaltigkeitsplatz, wo während der Landshuter Hochzeit die Pferde versorgt wurden. Im Prunksaal des Rathauses fasziniert ein eindrucksvolles Umlaufgemälde, das den Festzug mit Brautwagen während der Landshuter Hochzeit zeigt. Mehr Infos: www.landshut-tourismus.bayern

Bequem mit der Bahn anreisen  
Ostbayerns Städte bieten viele Möglichkeiten, Ausflüge in die Geschichte mit einer nachhaltigen Anreise zu verbinden: Schnelle, preisgünstige und umweltfreundliche Mobilität eröffnen die Verbindungen mit den bayerischen Bahnen. So können beispielsweise mit dem Bayern-Ticket bis zu fünf Personen einen Tag lang quer durch den Freistaat reisen und die Gegend erkunden. Grundpreis für das Bayern-Ticket sind 25 Euro, jeder zusätzliche Mitfahrer zahlt acht Euro.  Die Planung ist bequem von zuhause möglich: Das Portal "Bayern-Fahrplan" stellt als komfortable Online-Fahrplanauskunft umfassende Informationen für den öffentlichen Nahverkehr in Bayern und darüber hinaus bereit. Infos: www.bayern-fahrplan.de und www.bahnland-bayern.de/bayern-ticket

Im mittelalterlichen Kostüm präsentiert Herzogin Agnes Deggendorf aus dem Blickwinkel einer Frau, die vor 700 Jahren lebte und liebte. Foto: TVO/Stadt Deggendorf

Die "Landshuter Hochzeit", wie die Einheimischen das Großereignis nennen, gilt heute mit rund 2.500 Laiendarstellern in historischen und originalgetreuen Kostümen als das bedeutendste historische Fest Europas. Foto: TVO/Die Förderer e.V.

Im Prunksaal des Landshuter Rathauses fasziniert ein eindrucksvolles Umlaufgemälde, das den Festzug mit Brautwagen während der Landshuter Hochzeit zeigt. Foto: Tourismusverband Ostbayern

Auf dem stadtökologischen Lehrpfad, der auf einer Idee der lokalen Umweltgruppe Agenda 21 beruht und sich auch als geführte Radtour erkunden lässt, folgen in Weiden Naturinteressierte den Spuren alter Baumriesen wie den mächtigen Eichen und den beeindruckenden Kopfweiden. Foto: TVO/Thomas Kujat

Gäste können in Dingolfing eine beeindruckende "Entdeckungsreise in die Unterwelt" unternehmen: Die unterirdischen Bauten dienten als Eiskeller der Brauereien. Die Tour "Brunneng"schichten" erzählt Dingolfings Geschichte anhand von mehr als 19 Brunnen, die heute das Stadtbild prägen. Foto: TVO/Stadt Dingolfing


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