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19.10.2020
Ostbayerns Städte: Architektur-Juwelen, die Geschichte und Geschichten erzählen
Ein steinerner Kraftort, der mehr als 500 Jahre alt ist, imposante Juwelen des Jugendstils und ein "sagenhafter" Hufabdruck, der die Jahrhunderte überdauert hat: Zentren in Ostbayern lassen das Gestern mit Meisterwerken der Baukunst zum Erlebnis werden.
Regensburg (obx) - Ob Regensburgs Steinerne Brücke über die Donau als älteste erhaltene Brücke Deutschlands und "Weltwunder des Mittelalters", der Landshuter Dom als höchster Backsteinturm auf der Erde oder das "Eh"häusl" in Amberg in der Oberpfalz als "kleinstes Hotel" der Welt: Ostbayerns Zentren begeistern jedes Jahr Millionen Besucher mit ihren architektonischen Superlativen. Was vielen verborgen bleibt: Auf den zweiten Blick bieten die ostbayerischen Städte abseits der großen und bekannten Touristenmagneten besondere, beeindruckende und einmalige Baukunst, die Geschichte lebendig werden lässt - von besterhaltenen Jugendstil-Ensembles bis hin zu einer ganz besonderen Oase der Stille.
Weiden: Juwelen des Jugendstils
"Zeige mir, wie du baust, und ich sage dir, wer du bist", soll der Dichter Christian Morgenstern einmal gesagt haben. Wer Weiden in der Oberpfalz besucht, findet dort imposante Zeugen eines Baubooms, den der Aufstieg der Stadt zur Industriemetropole ausgelöst hat: Weiden erhielt 1863 einen Bahnanschluss, der Glas- und Porzellanbetriebe von Weltrang aufblühen ließ und viele neue Gebäude reinsten Jugendstils entstehen ließ. Viele von ihnen sind mit ihren floralen Mustern, ihren Ornamenten und den von der Natur abgeleiteten Formen wie Gräsern, Zweigen und Ranken bis heute erhalten. Die wunderschönen Bauten der "Art Nouveau" finden sich heute in der Ketteler-, Luitpold-, Johannis-, und Sebastianstraße. Wer auf den Spuren des Jugendstils wandelt, sollte unbedingt einen Blick in die Kirche St. Josef werfen. Mit ihrer imposanten Innenausstattung ist sie nahezu einzigartig in Deutschland und ein echtes Juwel des Jugendstils. Infos: https://www.weiden-tourismus.info
Straubing: Ein Gottesacker, auf dem die Zeit stehen geblieben ist
Im niederbayerischen Straubing ist es eine ganz besondere "Oase der Ruhe", die die Geschichte der Gäubodenstadt erzählt: Umgeben von einer hohen Mauer und eingebettet in das üppige Grün alter Bäume erzählen mehr als tausend Grabmäler auf dem Historischen Friedhof St. Peter die Straubinger Stadtgeschichte. Das Ensemble ist mit seinem Reichtum an Grab- und Baudenkmälern, eingebettet in scheinbaren Wildwuchs der Natur, eine der bedeutendsten und stimmungsvollsten Gottesacker im deutschsprachigen Raum. Die romanische Basilika St. Peter im Zentrum, drei gotische Kapellen, ein Mesnerhaus und eine Ölberghalle aus der Barockzeit sowie eine Lourdesgrotte aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert bilden mit rund 1.350 Grabmälern einen Ort der Stille und der Kraft, der nach den Worten des Kunsthistorikers Felix Mader so "selten wieder zu finden ist". Die Gräber selbst sind zum Teil bis zu 600 Jahre alt. Als besonders sehenswert gilt die Agnes-Bernauer-Kapelle. Sie erinnert an ein besonders bewegtes Kapitel Straubings: Der Bayerische Herzog Ernst I. ließ Agnes Bernauer, die Gemahlin seines Sohnes Albrecht III., einst in der Donau ertränken, weil sie als nicht standesgemäß galt. Dort, wo sich heute das Ensemble von St. Peter erstreckt, haben schon Kelten, Römer und Bajuwaren gelebt. Die Zeugnisse dieser Jahrhunderte sind im Gäubodenmuseum im historischen Stadtzentrum ausgestellt. Infos: www.straubing.de/de/tourismus/
Dingolfing: Ein "sagenhaftes" Wahrzeichen aus Stein
Auch die Geschichte Dingolfings, lebendiges Zentrum an der niederbayerischen Isar, reicht Jahrhunderte zurück. Einer der beeindruckendsten Zeugen großer Ingenieurkunst ist die mehr als 400 Jahre alte Hochbrücke. Sie ist heute ein Wahrzeichen der Stadt. Die Stadt selbst ergriff, so belegen es Dokumente, im Jahr 1611 die Initiative für die Baugenehmigung. Die Dingolfinger baten seinerzeit den Herzog um einen Nachlass bei der Stadtsteuer, um das Bauwerk errichten zu können. Die Brücke mit ihren fünf Bögen trägt bis heute. In Dingolfing selbst rankt sich auch eine Sage um das geschichtsträchtige Bauwerk: Auf der Dingolfinger Hochbrücke lässt sich bis heute ein Abdruck in Größe und Form eines Pferdehufes erkennen. Der Sage nach soll während der Belagerung der Stadt im Österreichischen Erbfolgekrieg 1743 ein Pferd mitsamt Reiter über das Geländer der Brücke gesprungen und auf wundersame Weise unversehrt und wohlbehalten unten angekommen und davon galoppiert sein. Infos: www.dingolfing.de
Landshut: Runde Türme als Hommage an Italien
Versteckt auf dem Landshuter Hofberg liegt die wunderschöne, spätgotische Kirche Heilig Blut. Ihre Architektur mit zwei runden Kirchtürmen ist einmalig in Bayern. Die Rundtürme sind möglicherweise das Ergebnis einer künstlerischen Fernwirkung, vermuten Historiker: Sie erinnern an die frühen Rundtürme von Oberitalien und damit an die Heimat der Mutter Herzog Heinrichs des Reichen, der Magdalena Visconti von Mailand. Herzog Heinrich ließ die Kirche bauen und im Jahr 1445 weihen. Bis heute präsentiert sich das Gotteshaus so, wie zu der Zeit, als Landshut Hauptstadt des Herzogtums Bayern war. Geschichtsexperten sind überzeugt: Aus der architektonischen Gestaltung der Pfarrkirche Heilig Blut ist ersichtlich, dass diese nie als einfache Dorfkirche erbaut wurde, sondern vielmehr von den herzoglichen Auftraggebern als ihre Hofpfarrkirche gesehen wurde. Auch der weltliche Genuss kommt bei einem Besuch von Heilig Blut nicht zu kurz: Mit einer kühlen Erfrischung oder einer deftigen Brotzeit können sich Touristen im nahe gelegenen Gasthaus "Zum Ochsenwirt" stärken. Infos: www.landshut-tourismus.bayern
Mit der Bahn anreisen
Ostbayerns Städte bieten viele Möglichkeiten, die Reise auf den Spuren von Geschichte und Geschichten mit einer nachhaltigen Anreise zu verbinden: Schnelle, preisgünstige und umweltfreundliche Mobilität eröffnen die Verbindungen mit den bayerischen Bahnen. So können beispielsweise mit dem Bayern-Ticket bis zu fünf Personen einen Tag lang quer durch den Freistaat reisen und die Gegend erkunden. Grundpreis für das Bayern-Ticket sind 25 Euro, jeder zusätzliche Mitfahrer zahlt sieben Euro. Die Planung ist bequem von zuhause möglich: Das Portal "Bayern-Fahrplan" stellt als komfortable Online-Fahrplanauskunft umfassende Informationen für den öffentlichen Nahverkehr in Bayern und darüber hinaus bereit. Infos: www.bayern-fahrplan.de und www.bahnland-bayern.de/bayern-ticket
Auf der Dingolfinger Hochbrücke lässt sich bis heute ein Abdruck in Größe und Form eines Pferdehufes erkennen. Einer Sage nach soll während der Belagerung der Stadt im Österreichischen Erbfolgekrieg 1743 ein Pferd mitsamt Reiter über das Geländer der Brücke gesprungen und auf wundersame Weise unversehrt und wohlbehalten unten angekommen und davon galoppiert sein. Foto: obx-news/TVO/Daxl
Viele Gebäude im Jugendstil sind mit ihren floralen Mustern, ihren Ornamenten und den von der Natur abgeleiteten Formen wie Gräsern, Zweigen und Ranken bis heute in der Stadt Weiden erhalten. Foto: obx-news/TVO
Versteckt auf dem Landshuter Hofberg liegt die wunderschöne, spätgotische Kirche Heilig Blut. Ihre Architektur mit zwei runden Kirchtürmen ist einmalig in Bayern. Foto: obx-news/TVO
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